Die Trinitatis Zeit: Eine „festlose Zeit“?

Trinitatis (lateinisch „Dreifaltigkeit“) heißt das Dreifaltigkeitsfest am ersten Sonntag nach Pfingsten. Am Trinitatis Sonntag wird das Bekenntnis zum dreieinigen Gott in den Mittelpunkt gestellt: Gott, Jesus Christus und Heiliger Geist. Es ist der Beginn der Zeit im Kirchenjahr ohne größere Feste wie Weihnachten, Ostern oder Pfingsten. Die evangelische Kirche hat die Zählweise „nach Trinitatis“ traditionell beibehalten.

Liegt der Ostertermin eines Jahres früh, entfallen Sonntage nach Epiphanias, nicht jedoch der erste und der letzte. Liegt der Ostertermin spät, entfallen Sonntage, die dem drittletzten Sonntag nach Trinitatis vorausgehen.
Die Rede von der „Zeit ohne Feste“ des Kirchenjahres verkennt aber, dass jeder Sonntag in der Trinitatiszeit ein Thema hat und immer wieder Bezug auf Ostern und die Auferstehung Jesu nimmt.

Als Beispiele für wichtige Themensonntage seien genannt: Der 10. Sonntag nach Trinitatis wird nicht nur in der rheinischen Landeskirche als Israelsonntag gefeiert. In besonderer Weise steht das Verhältnis von Israel als Gottes Volk und Kirche im Mittelpunkt.

Am Sonntag nach Michaelis wird traditionell das Erntedankfest gefeiert. Am Erntedanksonntag werden Feldfrüchte, Getreide um den Altar aufgestellt. Eine aus Getreide oder Weinreben geflochtene Erntekrone wird in die Kirche getragen. Mit dem Erntedankfest soll an die Arbeit in Landwirtschaft und Gärtnereien erinnert werden und vor allem daran, dass es nicht allein in der Hand des Menschen liegt, ob die Ernte des Jahres gut wird.
Zwischen der Trinitatiszeit und dem Beginn der Adventszeit liegen drei Sonntage, die der Stimmung und Gedenktage des Novembers und dem Ende des Kirchenjahres gerecht werden. Der drittletzte Sonntag des Kirchenjahres sucht die Antwort auf die Frage: Wann bricht das Reich Gottes an? Der vorletzte Sonntag wird landläufig als Volkstrauertag begangen und findet im Totengedenken, der in den Weltkriegen ums Leben gekommenen Menschen seinen Ausdruck.

Am Mittwoch vor dem letzten Sonntag im Kirchenjahr findet sich der Buß- und Bettag im Kirchenjahr, der in Deutschland mit wenigen Ausnahmen schon seit langen Jahren kein gesetzlicher Feiertag mehr ist. Dennoch ist er als kirchlicher Feiertag mit abendlichen Gottesdiensten geblieben.
Am letzten Sonntag, dem Sonntag vor dem ersten Advent, am Toten- oder Ewigkeitssonntag wird in einem Gedenkgottesdienst traditionell der Verstorbene im Kirchenjahr gedacht.

Mit diesem Gedenk- und Trauertag findet das Kirchenjahr seinen Abschluss mit Ausblick auf die Ewigkeit und gleichzeitig mit einem Blick auf das neue Kirchenjahr, wenn Christinnen und Christen sich im Advent auf das Kommen des Herrn vorbereiten.

Feiern Sie die Gottesdienste in der Trinitatiszeit mit. Herzliche Einladung!

Karsten Matthis, Pfarrer