Auf dem Weg von Ostern nach Pfingsten: Wie die erste christliche Gemeinde entstand

Die beiden Feste Ostern und Pfingsten liegen 50 Tage auseinander. In dieser Zeitspanne finden sich Menschen zusammen, um in Jerusalem die erste christliche Gemeinde zu gründen. Die Auferweckung Jesu von den Toten beflügelt geradezu den Kreis der Jüngerinnen und Jünger um Petrus.
Für die Anhänger Jesu ist es eine Zeit des Neuanfangs. Unmittelbar nach der Kreuzigung Jesu vermuten sie, dass die Geschichte mit ihrem Meister zu Ende sei. Es herrschen Resignation und Ratlosigkeit. Die Angst wächst Opfer einer Verfolgung zu werden, denn der Hohe Rat und die römische Obrigkeit sehen in den Anhängern Jesu „gefährliche Aufständische“. Der Kreis um Petrus fürchtet einem „gescheiterten Messias“ nachgefolgt zu sein. Man zieht sich in Privathäuser zurück, traut sich nicht mehr auf die Straßen Jerusalems. Andere sind bereits an den See Genezareth geflohen.

Das leere Grab mit einem weißen Tuch

Diese Furcht und tiefe Niedergeschlagenheit werden von Begeisterung und Euphorie am Ostersonntag abgelöst. Die Frauen erblicken als erste Zeuginnen das leere Grab und hören von der Auferstehung. Sie sind zunächst zutiefst erschrocken und trauen sich nicht, über das Wunder der Auferstehung anderen zu erzählen. Aber es ist so, wie die alten Weissagungen der Propheten erzählten. Der Apostel Paulus schreibt der Gemeinde in Korinth über die Auferstehung: „Er ist auferstanden am dritten Tag nach der Schrift.“ (1. Kor. 15, 4)
Die Evangelisten erzählen, wie Jesus seinen Jüngern erscheint. Der Fremde auf dem Weg zweier Jünger nach Emmaus erweist sich als der Auferstandene. Abends beim Brotbrechen (Luk. 24, 13-35) erkennen die beiden Jünger Jesus. Und der Auferstandene erscheint weiteren Jüngern.

Mitten unter sie tritt er und erweist sich als der leibhaftige Auferstandene (Luk. 24,36). Er zeigt ihnen seine Wundmale. Der Jünger Thomas darf sogar die Wundmale Jesu berühren, damit er die Auferstehung Jesu erfassen kann. Und Johannes berichtet in seinem Evangelium (Joh. 21, 1-14), wie Jesus seinen Freunden am See Genezareth begegnet und mit ihnen isst.

Jesus ist wirklich unter ihnen, er ist tatsächlich auferstanden

Und Jesus beauftragt nach den Berichten der Evangelisten seine Freunde, fangt an in Jerusalem, fordert alle Menschen auf zur Buße und predigt das Evangelium. Die Apostel brauchen sich nicht zu fürchten, denn sie sie werden mit der Macht ausgestattet: Böse Geister auszutreiben und Schlagen hochzuheben (Mark. 16, 17-18).

10 Tage vor Pfingsten geschieht die Himmelfahrt Jesu, von der Lukas in Bethanien nahe Jerusalems (Luk. 24,50-53) erzählt. Der Auferstandene Jesus segnet seine Jünger und wird aufgenommen in den Himmel, um sich neben Gott dem Vater zu setzen. Er wird zum Fürsprecher aller Menschen bei Gott.
Die Zeitspanne von Ostern bis Pfingsten endet mit dem Pfingstwunder (Apg. 2). Wie es Jesus verheißen hat, sendet Gott seinen heiligen Geist. Der Kreis der Jünger wird vom Heiligen Geist ergriffen. Nunmehr werden die Jünger zu mutigen Aposteln, die das Evangelium unerschrocken in die Welt hinaustragen. Der Evangelist Lukas erzählt, wie das Evangelium durch den Apostel Paulus schließlich Rom erreicht.

Wie die christlichen Gemeinden rund ums Mittelmeer entstehen und viele Mitglieder gewinnen.
Die Geschichten zwischen Ostern und Pfingsten lesen sich wie ein Roman.

Ihnen wünsche ich eine spannende Lektüre!


Karsten Matthis, Pfarrer